Handball

Viele Gründe führen in die Krise

Max Reede zeigte in der letzten Saison viele starke Spiele. Aktuell läuft der Halblinke seiner damaligen Form noch hinterher. Markus Joosten

Nach dem Gewinn der Meisterschaft befinden sich die Regionalliga-Handballer des MTV Rheinwacht nun im Abstiegskampf. Die Ursachen für den schwachen Saisonstart sind vielschichtig. Die Situation ist auf jeden Fall ernst.

Timo Kiwitz

Dass ein Verein im Jahr nach dem Gewinn der Meisterschaft aus eben der Liga, in der der Titel geholt wurde, absteigt, ist im Handball unterhalb der ersten Bundesliga eigentlich gar nicht vorgesehen. Schließlich berechtigt Platz eins am Ende einer Spielzeit für gewöhnlich zum Aufstieg in die nächsthöhere Klasse. Wegen einer Ligenreform musste der MTV Rheinwacht als Meister der Regionalliga Nordrhein in der Vorsaison aber bekanntlich in die Aufstiegsrelegation – und scheitertedort. Dass die Dinslakener sich nun ein paar Monate später mitten im Abstiegskampf befinden, hat mehrere Gründe. Ein Erklärungsversuch.

Die Verletzten: In der so erfolgreichen Vorsaison blieb der MTV ganz lange von verletzungsbedingten Ausfällen verschont. Erst spät erwischte es erst Philipp Tuda und dann in der Relegation auch noch Steffen Hahn. Doch seit Beginn der Vorbereitung auf die neue Spielzeit gab es Woche für Woche neue Hiobsbotschaften. Immer wieder traf es Führungsspieler. Mit Philipp Tuda, der sich beim bislang einzigen Sieg in Aldekerk einen Kreuzbandriss zuzog, fällt ein Akteur, der hinten wie vorne kaum zu ersetzen ist, wohl für die gesamte Saison aus. Auch Abwehrchef Dennis Backhaus wird mit einer Sprungelenksverletzung wohl noch länger fehlen. Bei Torwart und Kapitän Marco Banning (Bandscheibenvorfall) ist eine Rückkehr auch noch nicht in Sicht. Nils Kruse scheint dagegen auf dem Weg der Besserung zu sein. Auch bei Abwehrspezialist Robert Jakobs hoffen die Verantwortlichen auf ein schnelles Comeback.

Phillip Tuda (l.) und Dennis Backhaus werden beim MTV zurzeit schmerzlich vermisst. Emde

Die Vorbereitung: Mehr als durchwachsen verlief beim MTV die Vorbereitung. Wegen der langen Relegation stiegen die Dinslakener erst vergleichsweise spät ins Training ein. Wegen der schon zu diesem Zeitpunkt gehäuft auftretenden Blessuren und einiger Urlaube hatte Trainer Harald Jakobs seinen Kader nie wirklich zusammen. Einige Spieler, die im Sommer kaum trainieren konnten, sind zwar mittlerweile wieder an Bord, der Trainingsrückstand hängt ihnen aber immer noch merklich nach.

Schnell nach oben muss es wieder gehen: Harald Jakobs hofft bei der Mission auf die Rückkehr verletzter Spieler. Jochen Emde

Die Nachwirkungen: Die Saison 18/19 war für den MTV nicht nur sehr lang und von der Meisterschaft gekrönt, sie endete auch mit einer Enttäuschung, der sieglos beendeten Aufstiegsrelegation. Die Dinslakener gingen schon gegen Ende der regulären Saison auf dem Zahnfleisch, verloren die letzten beiden Partien. Dass zuvor stetig angewachsene Selbstvertrauen litt. Und der verpatzte Neustart war dann auch nicht dazu angetan, neuerlich an Sicherheit zu gewinnen.

Die engen Spiele: In der Meistersaison hatte sich Rheinwacht als Aufsteiger früh an die Spitze gespielt, weil die engen Spiele – und eng waren sie fast alle – immer wieder an den MTV gingen. In der Schlussphase war Dinslaken häufig das frischere und nervenstärkere Team, das neue Impulse von der Bank bringen konnte. Drei der ersten sechs Spiele verlor der Meister mit einem Tor Differenz. Die Niederlagen waren dabei nicht nur mit fehlender Frische und fehlenden Alternativen zu erklären. Auch das Glück war dem Jakobs-Team nicht immer hold. 

Die Liga: Die Regionalliga hat insgesamt noch einmal an Qualität zugelegt, ist noch ausgeglichener geworden. Viele Teams haben weiter aufgerüstet Mit Langenfeld ist ein Absteiger aus der dritten Liga hinzukommen, die beiden Aufsteiger Weiden und Remscheid haben auch schon deutlich unter Beweis gestellt, kein Fallobst zu sein.

Der Ausblick: Die Situation ist ernst. Mit drei Zählern Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz läuft der MTV der Musik hinterher. Das Potenzial für den Klassenerhalt hat Rheinwacht unbestritten. Nicht nur für das Punktekonto, sondern auch für den Kopf sollten nun aber schleunigst Erfolge her. Und die wären deutlich leichter zu erzielen, wenn der ein oder andere verletzte Spieler schnell wieder im Aufgebot steht.