HANDBALL
Rauswurf ist keine Garantie für Erfolgreiche Zeiten
Die Probleme des Handball-Regionalligisten MTV Rheinwacht Dinslaken liegen nicht allein beim entlassenen Trainer Boris Lietz. Ein Kommentar.
Der Zeitpunkt war schon überraschend. Am vergangenen Dienstag zeigten die Regionalliga-Handballer des MTV Rheinwacht Dinslaken bei der knappen Pokalniederlage gegen Ratingen eine richtig gute Leistung. Auch das Heimspiel gegen Bonn war keineswegs schlecht. Der Einsatz stimmte auf jeden Fall, und mit der eingespielten Truppe des TSV war auch wahrlich kein Fallobst in der Douvermannhalle erschienen. Dass Trainer Boris Lietz bei einigen Wechseln in der zweiten Hälfte kein glückliches Händchen besaß? Mag sein, aber das passiert jedem Handball-Trainer hin und wieder. Auch seine Vorgänger Harald Jakobs oder Marius Timofte haben in dieser Hinsicht häufiger mal danebengegriffen. Beim MTV Rheinwacht ist die Aufstellung ohnehin gerade eine knifflige Geschichte, weil der verletzte Abwehrchef und Kreisläufer Dennis Backhaus eine große Lücke reißt und Youngster Nik Dreier noch nicht die Qualität für die Defensivarbeit in der vierten Liga hat.
Womit wir schon bei der Dinslakener Personalmisere wären. Für Lietz waren die vergangenen Monate auf Grund der zahlreichen Ausfälle, sowohl in der Vorbereitung als auch beim Saisonstart, alles andere als einfach. Wer die Situation realistisch betrachtet, der sollte erkennen, dass unter den gegebenen Umständen gar nicht so viel mehr möglich ist. Okay, das Spiel in Weiden hätte Dinslaken gewinnen müssen, aber zumindest in den allerwichtigsten Partien gegen Siebengebirge und den TV Rheinbach lieferte Rheinwacht. Dass es in anderen Begegnungen wie in Remscheid, gegen Aachen oder Bonn letztlich nicht reichte, ist auch eine Frage der Qualität. Und ob die aktuell in dem Maße vorhanden ist, wie es die Verantwortlichen glauben?
Boris Lietz mag am Ende auch daran gescheitert sein, dass er mit dem Blick von Außen Veränderungen durchdrücken wollte, ohne (in Vor-Corona-Zeiten) erlebt und verstanden zu haben, wieso der MTV eigentlich so erfolgreich sein konnte. Ein MTV-Urgestein wie Rechtsaußen Jonas Ahls auszusortieren oder sich nicht stärker um einen Verbleib von Kreisläufer Christoph Enders, eine weitere Identifikationsfigur, zu bemühen, kam im Verein und bei den Fans nicht gut an.
Nur: Auch Heinz Buteweg hat diese Maßnahmen mitgetragen und muss sich Fragen zur Personalpolitik gefallen lassen. In den vergangenen Wochen hat der Obmann angesichts der schwierigen Situation verzweifelt versucht nachzubessern. Der Markt ist allerdings ziemlich leergefegt, und finanziell ist der MTV auch nicht auf Rosen gebettet. Die Entlassung von Boris Lietz war nun zumindest eine Möglichkeit des Handelns. Eines ist sie aber gewiss nicht: Eine Garantie auf erfolgreichere Zeiten.
Timo Kiwitz