HANDBALL

Party nur für einen Abend

Der MTV Rheinwacht Dinslaken darf in Gladbach feiern, ist aber noch längst nicht durch

Applaus von Teammanager Heinz Buteweg (l.). Applaus der Mannschaft für die mitgereisten Fans. Kiwitz NRZ

Ahhhhhh! Philipp Tuda entfuhr nach dem ersten kräftigen Schluck König-Pilsener vor der Jahn-Halle am Gladbacher Volkspark ein wohliger Seufzer. „Dürfte nicht das letzte Bier heute gewesen sein“, schmunzelte der Mittelmann. Party-Befehl vom Kapitän. Die Handballer des MTV Rheinwacht hatten am Samstag schließlich etwas zu feiern. Im ungemein wichtigen Regionalliga-Kellerduell beim Vorletzten Borussia zeigten sich die Dinslakener mal wieder von ihrer widerstandsfähigen Seite und belohnten sich für ihre Zähigkeit und Stabilität mit dem 28:27 (12:15)-Siegtreffer im allerletzten Moment, dem eine dramatische Schlussphase vorausgegangen war.

Durch den hauchdünnen Auswärtserfolg im direkten Duell hat der MTV sich gegenüber den „Fohlen“ nun zwar ein komfortables Sieben-Punkte-Polster erarbeitet, für echte Entwarnung im Abstiegskampf sorgt der Sieg allerdings noch lange nicht. Denn weil in der dritten Liga derzeit mit dem TV Aldekerk, Interaktiv Ratingen und den Bergischen Panthern gleich drei Vereine aus dem Bereich Nordrhein um den Klassenerhalt bangen müssen, ist es durchaus ein realistisches Szenario, dass am Ende mehr als zwei Teams die Regionalliga in Richtung Oberliga verlassen müssen. Der aktuelle Tabellenzwölfte und damit Drittletzte Bergische HC II hat nur drei Punkte weniger auf dem Konto als Dinslaken und dazu noch ein Wiederholungsspiel gegen den OSC Rheinhausen in der Hinterhand. Wobei die Rheinhauser mit einem Punkt mehr als der BHC auch noch mitten im Abstiegskampf stecken.

Angeschlagener Reede glänzt

Wie schon beim überzeugenden Auftritt gegen Bonn (30:22) vor Wochenfrist waren die Vorzeichen für Rheinwacht auch am Samstag eher schwierig, weil mit den erkrankten Fabian Hoffmann und Maximilian Reede der Einsatz von zwei Schlüsselspielern erneut auf der Kippe stand. Insbesondere Reede hatte die ganze Woche das Bett gehütet und obendrein aus der letzten Partie noch eine Oberschenkelblessur davongetragen. Auf dem Feld war dem Routinier auf Halblinks davon dann aber nur ganz wenig anzumerken. Bei Reede war fast jeder Wurf ein Treffer. Neun Tore hatte der Rückraumspieler am Ende auf dem Konto und mit der Gefahr, die er stets ausstrahlte, natürlich auch für Räume bei seinen Mitspielern gesorgt.

Wie im allerletzten Angriff des Spiels, als die Gladbacher den größten und bis dato treffsichersten Dinslakener als Zielspieler ausgemacht hatten und der Ball schließlich über Torsten Sanders bei Nik Dreier am Kreis landete, der sich die Chance nicht nehmen ließ. Dass Linkshänder Sanders den wertvollen Assist beisteuerte, war eine schöne Pointe, denn der MTV-Halbrechte hatte zwar lange überzeugen können und in der Deckung überragend gerackert, traf in der Schlussviertelstunde ausgepowert aber auch die ein oder andere falsche Entscheidung.

Seine letzte Entscheidung war dann aber wieder eine richtig gute. Und sorgte auch bei Trainer Timofte nach der Schlusssirene für selten erlebte Ausgelassenheit. Der 56-Jährige sprang genauso ausgelassen in die anschließende Jubeltraube wie seine Schützlinge. Dann gab der MTV-Coach noch zu Protokoll, dass er sich auch beim 13:17-Rückstand zu Beginn der zweiten Hälfte keine allzu großen Sorgen gemacht habe: „Ich war mir sicher, dass wir noch einmal zurückkommen würden.“

Und auch die große Spannung in der Schlussphase hatte Timofte erwartet: „In dieser Liga ist halt fast jedes Spiel ein Krimi.“

MTV Rheinwacht: Christmann, Bystron; Kölsch (3), Rosendahl, Lelgemann, Reede (9), Hoffmann (1), Tuda (7/1), Höffner (1), Sanders (4), Krölls, Schriddels, Dreier (3).

Timo Kiwitz