Handball

MTV Rhw am Tiefpunkt

Der Vorjahresmeister rutscht nach der 28:31-Heimpleite gegen die TSV Bonn auf den letzten Tabellenplatz ab. Rückstand aus schwacher erster Hälfte ist eine zu große Hypothek

Diese Niederlage schmerzt besonders: Kreisläufer Christoph Enders und Co. übernehmen nach der Pleite gegen Bonn nun die rote Laterne.

Timo Kiwitz

Die direkte Konkurrenz hatte am Samstag vorgelegt. Aufsteiger Remscheid entführte einen Punkt aus Weiden, die HSG Siebengebirge sogar zwei aus Langenfeld. Weil die Handballer des MTV Rheinwacht gestern Vormittag auch im siebten Anlauf nichts Zählbares einfuhren, könnte der Kontrast im Vergleich zum Weihnachtsfest des Vorjahres nicht größer sein. Vor ziemlich genau zwölf Monaten eroberten die Dinslakener mit einem Heimsieg über die TSV Bonn die Tabellenführung in der Regionalliga. Nach der gestrigen 28:31 (12:18)-Niederlage gegen eben jene Bonner ist das Team von Harald Jakobs nun ganz unten angekommen. Durch den Überraschungscoup in Langenfeld reichte Siebengebirge die rote Laterne an den amtierenden Meister weiter. Der Dinslakener Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt nun bereits vier Punkte.

Sieben-Tore-Rückstand
Den Spielfilm, der den Zuschauern im letzten Meisterschaftsspiel des Jahres 2019 in der Douvermannhalle gezeigt wurde, hatten die Rheinwacht-Anhänger in den letzten Monaten schon häufig sehen müssen. Das immer wiederkehrende Muster: Eine Phase in Hälfte eins, in der beim MTV nicht viel zusammenläuft, nutzen die Gäste, um sich abzusetzen, was Hektik und Unordnung im Dinslakener Spiel noch steigert. Irgendwann besinnen sich die Hausherren wieder und starten eine Aufholjagd, die aber nicht mehr von Erfolg gekrönt ist. „Wir haben das Spiel ganz klar in der ersten Hälfte verloren“, musste auch Trainer Jakobs am Sonntag nicht zum ersten Mal resümieren.

Die Dinslakener hätten wissen müssen, was sie im Angriffspiel der Gäste erwartet. Die Bonner agierten auch in der Douvermannhalle fast durchweg mit einem siebten Feldspieler. Jakobs hatte im Vorfeld noch explizit davor gewarnt, doch die clevere TSV konnte trotzdem immer wieder ihre Außen und ihre Kreisläufer freispielen. Bis zum 7:7 (12.) hielt der MTV noch dagegen, ein wenig Pech im Abschluss und ein paar schwächere Würfe ließen aber zusätzliche Unruhe aufkommen. Nun wurden im Angriff falsche Entscheidungen getroffen, und der bisherige Tabellenfünfte zog in den folgenden zwölf Minuten mit sieben Treffern davon (8:15/24.).

Eine Hypothek, die sich letztlich als zu groß erwies, auch wenn sich der MTV nach dem Wechsel gerade defensiv deutlich steigerte. Keeper Nils Ahlendorf, in Hälfte eins noch ähnlich glücklos wie Youngster Luca Steffel, hielt nun besser und lieferte die notwendige Unterstützung. Rheinwacht kämpfte, spielte jetzt deutlich mutiger und nahm so auch das Publikum wieder mit. „Da haben wir zumindest gezeigt, dass durchaus Potenzial in der Mannschaft steckt“, erklärte Jakobs, der in Hälfte zwei im Angriff auch lange auf seinen Halbrechten Mirko Krogmann setzte, dessen knallharten Würfen jedoch zu häufig die Präzision fehlte. „Immerhin haben wir uns da wieder etwas getraut“, befand der Coach.

Nach 42 Minuten war der MTV schon wieder auf drei Treffer ran, tat sich Mitte der zweiten Hälfte – gerade wegen der nicht so guten Trefferquote – dann aber schwer, den Rückstand noch weiter zu verkürzen. Es blieb trotzdem eng. Beim 25:27 (55.) durften die Heimfans weiter hoffen, doch drei Bonner Tore in Serie beruhigten den Dinslakener Anhang wieder. Dinslaken versuchte es weiter, auch mit zwischenzeitlicher Manndeckung, doch die Zeit reichte nicht mehr.