HANDBALL


Die Wende kann nicht mehr warten

Handball-Regionalligist MTV Rheinwacht muss im neuen Jahr sofort da sein. Auch wenn Platz 13 am Ende sogar reichen könnte

 

Der MTV Dinslaken lässt sich gegen Gladbeck nicht hängen

Maximilian Reede war zuletzt gut in Form, aber auch zu häufig auf sich allein gestellt. Markus Joosten FUNKE Foto Services

Die Heimpartie kurz vor Weihnachten gegen den HC Weiden sollte endlich die Wende bringen, doch aus dem ersten Sieg unter dem neuen Trainer Marius Timofte wurde nichts. Der MTV Rheinwacht verlor auch diese Begegnung und beendete die Hinrunde in der Handball-Regionalliga mit ausgesprochen mageren drei Punkten auf der Habenseite. Nur der Neusser HV, bei dem die Dinslakener Ende Oktober den bislang einzigen Sieg einfuhren, steht mit zwei Zählern noch etwas schlechter da.

Und trotzdem könnte der 13. Rang dem Meister von 2019 am Ende für den Klassenerhalt reichen. Sollte nämlich kein Team aus der 3. Liga West aus dem Bereich Niederrhein und Mittelrhein in die Regionalliga Nordrhein absteigen, erwischt es nur eine einzige Mannschaft noch. Der Blick in die nächsthöhere Klasse fällt für den MTV aktuell sehr positiv aus. Denn dort belegen zurzeit sechs Teams aus Westfalen die letzten sechs Plätze. Der TuS Opladen als Achter und der TV Aldekerk auf Rang sieben haben zehn Spieltage vor Saisonende fünf beziehungsweise schon sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang.

Sonntag kommt Bonn

Verlassen möchte sich Dinslakens Abteilungsleiter Heinz Buteweg trotzdem weder darauf, dass von oben kein Verein mehr runterkommt, noch darauf, dass Neuss ähnlich erfolglos bleibt wie in der Hinrunde. Mindestens ein weiteres Team will der Obmann unbedingt noch hinter sich lassen, doch das wird mit Blick auf die Tabelle natürlich ein sehr schwieriges Unterfangen.

Der Drittletzte, der Bergische HC II, hat bereits acht Pluspunkte gesammelt und könnte bei noch größerer Gefahr sicher auch noch Personal aus dem Bundesliga-Kader rekrutieren. Die TSV Bonn liegt darüber bei neun Zählern und ist am Sonntag um 11.15 Uhr Gast in der Douvermannhalle. Fährt der MTV dann also im direkten Duell nicht den zweiten Saisonsieg ein, ist auch der Konkurrent aus der früheren Bundeshauptstadt kaum noch einzuholen.

„Sonntag wissen wir sicherlich schon etwas mehr“, sagt deshalb auch Buteweg, der grundsätzlich optimistisch bleibt: „Die Mannschaft will unbedingt, und sie hat auch das Zeug dazu, die Klasse zu halten.“ Mit dem bisherigen Saisonverlauf kann der Dinslakener Macher natürlich trotzdem überhaupt nicht zufrieden sein. Schon die Spielweise unter Harry Mohrhoff gefiel Buteweg gar nicht, und die ganz großen Fortschritte sieht der Abteilungsleiter, der am Freitag seinen 75. Geburtstag feiert, bislang auch unter Marius Timofte noch nicht: „Unser Angriffsspiel ist immer noch zu statisch, dazu kassiert die Abwehr viel zu viele einfache Gegentore. Aber immerhin haben sich unsere Tempogegenstöße schon etwas verbessert. Marius arbeitet aber sehr akribisch mit der Mannschaft und tritt die Jungs ordentlich in den Hintern. Das wird sich auszahlen.“

Will der MTV tatsächlich noch einen kleinen Sprung im Klassement machen, muss sich der Regionalligist aber nahezu in allen Bereichen noch steigern. In der Hinrunde gelang es in fast keinem Spiel, den schmerzlichen Abgang von Wael Ben Youssef zu kompensieren. Ohne den Tunesier lag die Last im Rückraum fast ausschließlich auf den Schultern von Maximilian Reede. Der Routinier zeigte sich in den Wochen vor Weihnachten zwar sehr gut in Form, hätte in den entscheidenden Phasen aber auch ein wenig Entlastung durch seine Nebenleute gebrauchen können.

Vielleicht kann für diese im neuen Jahr Tolga Asci sorgen. Der türkische Junioren-Nationalspieler hatte anfangs unter Timofte einen ganz schweren Stand, bekam zuletzt aber schon ein wenig mehr Spielzeit – die er durchaus zu nutzen musste. Gelingt es, den jungen Türken noch besser in die Abläufe zu integrieren, könnte der 19-Jährige zur Trumpfkarte im Abstiegskampf werden.

Noch nicht ganz abgeschrieben hat Heinz Buteweg auch eine Rückkehr von Dennis Backhaus. Der Kreisläufer und langjährige Abwehrchef hatte sich Mitte November aus familiären Gründen überraschend verabschiedet. Der Verein zeigte Verständnis, hofft aber auch, dass der erfahrene Akteur, der vorne wie hinten eine große Lücke riss, bald wieder dabei ist. „Ich werde auf jeden Fall noch einmal mit ihm sprechen“, sagt Buteweg.

Backhaus’ Rolle im Mittelblock wurde zuletzt auch häufiger von Reede ausgefüllt, und der zeigte auf der für ihn ungewohnten Position auch Potenzial. Mit Philipp Tuda oder Fabian Hoffmann soll er nun die Mitte dicht machen.

Dahinter hat den MTV natürlich auch die schwere Verletzung von Torhüter Dean Christmann, der sich Anfang Oktober in Essen einen Kreuzbandriss zuzog, schwer getroffen. Youngster Jan Bystron hat danach zwar auch starke Partien abgeliefert, ist aber – in seinen jungen Jahren kein Wunder – in den Leistungen noch nicht konstant genug. Benedikt Köß, der seine Karriere eigentlich beendet hatte und nach dem Christmann-Ausfall erneut aushalf, hatte die Form der Vorsaison im alten Jahr auch noch längst nicht wieder erreicht.

Den Rückhalt zwischen den Pfosten wird Rheinwacht aber ganz sicher brauchen, um im Tableau noch zu klettern. Gut aufgelegte Schlussleute sind aber auch nur ein Puzzleteil von vielen. Und das ganze Bild sollte unbedingt schon am Sonntag gut zu erkennen sein.

Timo Kiwitz