HANDBALL


Auf der Achterbahn zur Rettung

Handball-Regionalligist MTV Rheinwacht Dinslaken erreicht das Minimalziel. Eine Bilanz

 

Der MTV Dinslaken lässt sich gegen Gladbeck nicht hängen

Führungskraft auf dem Feld Markus Joosten FUNKE Foto Services

Sie haben das Minimalziel erreicht – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Der Klassenerhalt in der Handball-Regionalliga war für den MTV Rheinwacht in dieser Spielzeit ganz sicher keine Selbstverständlichkeit. Aber ein starker Zwischenspurt zu Beginn des neuen Jahres reichte den Dinslakenern nach völlig verkorkster Hinrunde. Die NRZ zieht Bilanz.

Die Ausgangslage: Der Abgang von Wael Ben Youssef im vergangenen Sommer tut weh, denn der Tunesier ist nach anfänglichen Schwierigkeiten im Dinslakener Rückraum zu einem Akteur avanciert, der den Unterschied machen konnte. Ihn zu ersetzen, ist praktisch unmöglich. Auch der Abschied von Rechtsaußen Hannes Hombrink schmerzt nicht nur wegen seiner Treffsicherheit, sondern vor allem auch wegen seiner Mentalität. Und dann handelt sich Obmann Heinz Buteweg auf der Suche nach einem neuen Trainer auch noch jede Menge Absagen ein, bevor er schließlich den Weseler Harry Mohrhoff aus dem handballerischen Ruhestand loseisen kann.

Der Start: Unter Mohrhoff geht der Saisonbeginn in die Hose. Nach drei Niederlagen zum Auftakt holt der MTV zwar ein Remis gegen den Bergischen HC und den ersten Auswärtssieg in Neuss, doch die drei Punkte sollten bis zur Winterpause die einzigen auf dem Konto bleiben. Die Mannschaft folgt den sportlichen Vorgaben des Trainers nur noch widerwillig – bis Mohrhoff selbst Mitte November die Reißleine zieht.

Die Ausfälle: Zum Zeitpunkt des Trainerwechsels hin zu Marius Timofte ist der Kader auch schon ausgedünnt. Mit Kapitän Dennis Backhaus zieht sich ein Schlüsselspieler aus privaten Gründen überraschend zurück, schon Anfang Oktober zieht sich Torhüter Dean Christmann bei der Niederlage in Essen einen Kreuzbandriss zu. Auch der neue Rechtsaußen Tim Schriddels kann verletzt für einige Wochen nicht mitwirken. Nils Kruse geht im Winter runter in die zweite Mannschaft.

Die Wende: Unter dem neuen Trainer zeigt sich das ersatzgeschwächte Team dennoch schnell verbessert. Allerdings warten nun richtig schwere Kaliber auf Rheinwacht. Die Niederlagen gegen Ratingen, Remscheid und Korschenbroich kommen nicht überraschend. Gegen Weiden fällt dann mit Philipp Tuda auch noch der Kopf der Mannschaft aus. Die 29:30-Niederlage wäre sonst sicher vermeidbar gewesen. Timofte lässt den Kopf trotzdem nicht hängen, und die harte Arbeit zahlt sich gleich zu Beginn des neuen Jahres aus. Die Dinslakener haben nun einen klaren Plan und strahlen auch wieder die Willenskraft aus, die das Team lange ausgezeichnet hat. Mit vier Siegen in Folge setzt sich der MTV von Schlusslicht Neuss ab. In den letzten vier Spielen bis Ostern werden weitere vier Zähler eingeheimst. Das Thema Abstieg hat sich endgültig erledigt.

Der Schlussakt: Wie schon in der Hinrunde haben es die letzten Partien in sich. Rheinwacht spielt noch gegen die Top vier der Liga, wirkt selbst nicht mehr so frisch und fokussiert wie vor der Osterpause. Dinslaken beendet die Saison mit fünf Niederlagen in Folge.

Das Personal: Routinier Tuda ist nicht nur mit 138 Treffern achtbester Werfer der Regionalliga, sondern wegen seiner Abwehrstärke und Spielmacherqualitäten unumstrittene Führungskraft. Gerade in der erfolgreichsten Phase von Januar bis März ist daneben auch auf Maximilian Reede Verlass. Beide Routiniers überzeugen zu diesem Zeitpunkt auch gemeinsam im Innenblock.

Einen weiteren Schritt nach vorne hat unbestritten der junge Jan Bystron im Tor gemacht. Der nachverpflichtete Türke Tolga Asci deutet sein großes Potenzial immer wieder an, ist aber immer noch nicht richtig angekommen. Mit Kreisläufer Nik Dreier hat sich ein weiterer Youngster gerade hinten auffällig verbessert, ist aber sicher auch noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Sportlich nie wirklich Fuß fassen kann David Kryzun, der, wenn eingesetzt, im Rückraum einfach zu wenig Gefahr ausstrahlt und sich nun Verbandsligist Rot-Weiß Oberhausen anschließt.

Der Ausblick: Heinz Buteweg hat seinen Job gemacht. Einen zweiten Kreisläufer sucht der Obmann noch, ansonsten scheint der Regionalligist für die kommende Saison richtig gut aufgestellt. Gespannt sein dürfen die Fans dabei vor allem auf Niklas Kölsch, der vom Drittligisten ASV Hamm II kommt, zuletzt aber lange verletzt pausieren musste, und auf Torsten Sanders. Gelingt es, den halbrechten Rückraumspieler vom Verbandsligisten HSG Wesel zügig an das Niveau in der vierten Klasse heranzuführen, hat der MTV mit dem Linkshänder spielerisch völlig neue Optionen.

Bleibt der Verein nun von bösen Überraschungen verschont, spricht viel dafür, dass der Klassenerhalt in der kommenden Saison dann doch wieder zur Selbstverständlichkeit wird.

Timo Kiwitz