HANDBALL

MTV kann Aufholjagd nicht krönen
Handball Ersatzgeschwächter Dinslakener Regionalligist kämpft sich bei der TSV Bonn spät in die Partie, nutzt die Chance auf die Wende aber nicht. Abgang von Ben Youssef im Sommer steht fest. Lelgemann kommt aus Gladbeck

MTV III erkämpft sich Punkte gegen den Abstieg

Der Aufwand ist einfach zu groß geworden: Wael Ben Youssef wird den MTV im Sommer verlassen. Markus Joosten FUNKE Foto Services

Timo Kiwitz

Dinslaken Schon am Freitagabend hatte Maximilian Reede seinen Belastungstest nach Krankheit frühzeitig abbrechen müssen. Dem Rückraumspieler des MTV Rheinwacht wurde schnell schwarz vor Augen, saß dann am Tag darauf nur als Offizieller im Trainingsanzug auf der Bank. Wer überraschend gar nicht in der kleinen Halle an der Ringstraße in Bonn-Beuel auftauchte, war Kreisläufer und Abwehrchef Dennis Backhaus. Der Kapitän war kurzfristig im Job gefordert. Alles andere als optimale Voraussetzungen für den Dinslakener Handball-Regionalligisten, zumal auch noch Rechtsaußen Jannick Adam fehlte und einige weitere Akteure gesundheitlich angeschlagen ran mussten. Und trotzdem war die Chance auf Zählbares nach dreiwöchiger Pause fast bis zur allerletzten Sekunde da. Die Gäste zeigten einmal mehr großen Kampfgeist, belohnten sich letztlich aber nicht. Mit 29:32 (13:15) unterlag die Mannschaft von Trainer Marco Banning bei der TSV Bonn und muss den Blick damit weiter nach unten richten.

Hoffmann im rechten Rückraum

„Die kurzfristigen Ausfälle haben uns natürlich ziemlich getroffen. Wir hätten Max und Backi heute sicher sehr gut gebrauchen können. Am Ende kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die Jungs haben sich richtig gut reingekämpft“, sagte Banning nach intensiven 60 Minuten, in denen seinem Team in der Schlussphase fast noch die kaum für möglich gehaltene Wende gelungen wäre.

Der MTV startete mit Youngster Nik Dreier am Kreis und Abwehrspezialist Fabian Hoffmann im ungewohnten rechten Rückraum. Hinten bildeten Mittelmann Philipp Tuda und Hoffmann nicht zum ersten Mal den Innenblock. Trotzdem hatte die Dinslakener Deckung von Beginn an große Probleme mit dem dynamischen Angriffsspiel der Hausherren, die es erwartungsgemäß auf Durchbrüche und das Freispielen von Kreisläufer und Außen angelegt hatten. Die Bonner kamen immer wieder zu freien Würfen, was Rheinwacht vorne in der ersten Hälfte überhaupt nicht gelang. Erfolgreich war Dinslaken vor dem Wechsel fast ausschließlich durch Würfe aus der zweiten Reihe von Wael Ben Youssef und Tuda, der am Ende mit zwölf Treffern bester Schütze der Gäste war.

Noch gar keine Option sollte nach viermonatiger Pause eigentlich Nils Kruse sein, doch der flinke Spielmacher kam fünf Minuten vor dem Wechsel, belebte die Offensive merklich und stand in Hälfte zwei dann fast durchgehend im Angriff auf der Platte. Der Start nach der Pause ging dennoch ziemlich in die Hose. Bonn legte direkt eine 3:0-Trefferserie hin und verteidigte den Fünf-Tore-Vorsprung dann auch fast mühelos bis zur Mitte des zweiten Abschnitts (25:20/43.). Der MTV ließ sich dennoch nie entmutigen und startete schließlich – angetrieben von einem überragenden Dean Christmann zwischen den Pfosten – eine Aufholjagd, die vorerst auch nicht von der Hinausstellung Hoffmanns wegen der dritten Zeitstrafe (50.) gestoppt wurde. Kruse verkürzte mit einem Wurf ins leere Bonner Tor auf 27:28 (51.).

Gegen zu diesem Zeitpunkt etwas konsterniert wirkende Gastgeber hatte Ben Youssef kurz darauf die große Chance zum Ausgleich, scheiterte aber völlig frei am Bonner Keeper Michael Rieder. Beim nächsten Dinslakener Versuch, den Gleichstand herzustellen, landete der Ball im Seitenaus. „Wir hatten da unsere Chancen und haben sie leider nicht reingemacht. Ein Unentschieden zu diesem Zeitpunkt hätte uns sicher noch einmal beflügelt“, trauerte Banning hinterher den Möglichkeiten nach.

Weil Torwart Christmann zwar wahnsinnig viel hielt, aber eben auch nicht jeden Ball parieren konnte, legte die TSV schließlich wieder zwei Treffer vor (30:27/56.) und verteidigte den Vorsprung bis zur Schlusssirene.

Was die Verantwortlichen beim MTV lange befürchten mussten, ist mittlerweile Gewissheit: Wael Ben Youssef wird den Verein im Sommer verlassen. Der Tunesier, der in den letzten Monaten zu einem absoluten Leistungsträger geworden ist, hat lange gehadert, sich nun aber doch endgültig entschieden, den großen Aufwand nicht mehr stemmen zu wollen. Ben Youssef wohnt seit längerer Zeit mit der Familie in Menden und muss immer vom Sauerland aus zum Training und den Spielen anreisen. Dagegen wird sich zur neuen Saison mit Noah Lelgemann ein talentierter Linksaußen vom Bezirksligisten TV Gladbeck den Dinslakenern anschließen.