HANDBALL

MTV ist nur ganz kurz enttäuscht

Starker Auftritt in Aachen bringt Dinslaken ein 28:28 und einen wichtigen Punkt.

Torsten Sanders machte ein gutes Spiel, musste – ohne – Pause – am Ende auch dem hohen Tempo Tribut zollen. Rainer Hoheisel FUNKE Foto Services

Nach der Schlusssirene in der in die Jahre gekommenen Sporthalle im Aachener Gillesbachtal galt es, die klassische Unentschieden-Frage zu beantworten. War das Glas nun halbleer oder halbvoll? Jubeln oder trauern? Gastgeber BTB musste offenbar nicht lange überlegen. Die „Bandits“ feierten das 28:28 (11:13) gegen den MTV Rheinwacht mit ihren Zuschauern wie einen Sieg, während der ein oder andere Dinslakener das Parkett doch mit hängenden Schultern verließ. Zur Erschöpfung nach dem temporeichen Kraftakt kam am Samstagabend um kurz nach 21 Uhr die Enttäuschung, einen möglichen Sieg in den letzten Minuten noch unnötig verspielt zu haben.

Doch spätestens in der Kabine hatte sich die Stimmung wieder deutlich aufgehellt. „Einen Punkt in Aachen muss man erst einmal holen“, befand auch Trainer Marius Timofte, dessen Team dadurch im Kampf um den Klassenerhalt in der Handball-Regionalliga obendrein einen weiteren, großen Schritt nach vorne gemacht hat.

Heinz Buteweg stand kurz danach vor der Halle und schüttelte beim Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz und die daraus resultierende Tabelle einmal mehr den Kopf. „Das Gute ist, dass wirklich niemand etwas zu verschenken hat“, sagte der MTV-Teammanager. In der Tat: Allein der HC Weiden und die HG Remscheid auf den Plätzen vier und fünf befinden sich in einer Art Niemandsland. Darüber geht‘s noch um den Titel. Ab Platz sechs, den nun die Aachener einnehmen, kann drei Spieltage vor Schluss theoretisch noch jeder Verein auf den drittletzten Rang, der möglicherweise den Abstieg bedeutet, zurückfallen.

Vier Punkte Vorsprung

Als Siebter hat auch Dinslaken mit nun vier Punkten Vorsprung auf den Zwölften Bergischer HC II richtig gute Karten. Auch weil sich die Teams dahinter an den letzten Spieltagen in direkten Duellen noch Zähler abnehmen werden. Einen ersten Matchball sollte Rheinwacht damit am kommenden Sonntag um 11.15 Uhr im nächsten Heimspiel gegen die Reserve von Tusem Essen bekommen.

Zeigt der MTV dann einen ähnlich engagierten Auftritt wie am Samstag nach der anderthalbstündigen Fahrt ins Dreiländereck, muss den Dinslakenern nicht bange sein. Timofte nahm sich zwar direkt nach der Partie den ein oder anderen Akteur zur Brust und sprach die aus seiner Sicht unterlaufenen Fehler deutlich an, relativierte die Kritik aber auch umgehend: „Natürlich hatten wir hier auch die große Chance zum Sieg, aber das bleibt trotzdem eine sehr, sehr starke Leistung, die wir hier nach der langen Pause gezeigt haben. Und die ersten 18 Minuten waren einfach überragend.“

Der Dinslakener Matchplan ging in der Anfangsphase tatsächlich voll auf. Die 6:0-Deckung stand mit einem bärenstarken Dean Christmann zwischen den Pfosten bombensicher und vorne leistete sich der Gast auch keine einfachen Ballverluste, die der BTB für sein gefürchtetes Tempospiel hätte nutzen können. Einziges Manko bei Rheinwacht war noch die Chancenverwertung. Die Dinslakener hätten durchaus noch höher führen können als 6:1 (12.) und 12:7 (25.).

BTB führt nur einmal

So konnte der MTV den Hausherren den Zahn jedenfalls nicht vollständig ziehen. Irgendwann musste der Gast auch dem hohen Tempo und der aufreibenden Deckungsarbeit gegen sieben Feldspieler Tribut zollen, die Fehlerquote erhöhte sich. Aachen kam zurück und schien plötzlich beim 18:17 (41.) die deutlich besseren Karten zu haben.

Doch es blieb die einzige BTB-Führung im gesamten Spiel. Timofte stabilisierte mit der Hereinnahme von Fabian Hoffmann für Kreisläufer Nik Dreier die Abwehr wieder, und vorne fand Dinslaken auch neue Wege. Vier Treffer in Serie brachten die neuerliche Wende. Nach Hoffmanns 23:26 (55.) und einem weiteren Ballgewinn schien der Sieg greifbar nahe, doch in den letzten Aktionen mangelte es den ausgepumpten Gästen dann doch ein wenig an Kraft und Cleverness. Der BTB bestrafte die Dinslakener Fehler eiskalt und bejubelte schließlich eine erfolgreiche Aufholjagd und den fast sicheren Klassenerhalt.

Übrigens: Sollten BTB und MTV am Ende punktgleich sein, müsste das Torverhältnis über die Platzierung entscheiden. Schon das Hinspiel in der Douvermannhalle endete 28:28. Auch der direkte Vergleich findet damit schlichtweg keinen Sieger.

MTV Rheinwacht: Christmann, Bystron; Kölsch (2), Rosendahl, Lelgemann, Reede (6), Hoffmann (3), Höffner, Tuda (9/6), Sanders (5), Krölls (2), Schriddels, Dreier (1).

Timo Kiwitz