Handball

MTV darf nach erstem Heimsieg wieder hoffen

Dinslakener Handballer geben nach 33:30-Erfolg im so wichtigen Kellerduell mit Köln-Wahn die rote Laterne ab

Marc Pagalies (rechts) erwischte einen Sahnetag und war auf Linksaußen mit sieben Toren bester Feldtorschütze. Lars Fröhlich

Timo Kiwitz

Christoph Enders blickte zu den Fans auf der Tribüne und riss beide Arme in die Höhe. Hinter ihm drückte der verletzte Philipp Tuda Torhüter Marco Banning an sich. Auch die restlichen Akteure des MTV Rheinwacht tollten wie kleine Kinder auf dem Spielfeld herum. Wie groß der Druck gewesen war, der auf den Schultern der Dinslakener Regionalliga-Handballern gelastet hatte, ließ sich gut an den Szenen ablesen, die sich gleich nach der Schlusssirene auf dem Parkett der gut gefüllten Douvermannhalle abspielten. Genauso ausgelassen feierten die Fans, die eine ganze Halbserie lang auf einen Heimsieg hatten warten müssen. Nach hitzigen 60 Minuten gewannen die Gastgeber das Kellerduell mit dem TV Jahn Köln-Wahn mit 33:30 (12:13) und dürfen im Abstiegskampf nun wieder Hoffnung schöpfen. Die Mannschaft von Harald Jakobs gab durch den Erfolg die rote Laterne an die punktgleiche HG Remscheid weiter und verkürzte den Abstand auf die Kölner, die Rang zwölf belegen, auf einen Zähler.

Reede nur mit Kurzeinsatz
„Das war sicher keine super Partie von uns, aber die Jungs haben in der zweiten Hälfte wirklich alles gegeben“, lobte Trainer Harald Jakobs hinterher. Wie viel auf dem Spiel stand, war den Dinslakenern, die ohne den verletzten Mirko Krogmann auskommen mussten, zumindest in der Anfangsphase noch nicht anzumerken.
Angeführt von Fabian Gorris, der sich im Vergleich zur Vorwoche deutlich steigern konnte und schnell drei schöne Treffer aus der zweiten Reihe erzielte, führte der MTV zügig mit 6:3 (7.), bekam in der Offensive aber schnell Probleme, weil nun auch die Wahner 6:0-Deckung besser in die Partie fand. Die kurzzeitige Einwechslung des noch angeschlagenen Max Reede sorgte nicht für mehr Gefahr aus dem Rückraum. Der Halblinke nahm schnell wieder Platz auf der Bank und konnte auch nach dem Wechsel dort sitzen bleiben, weil die Dinslakener im Angriff nun den Schlüssel zum Erfolg fanden.

Mit schnellerem Ballvortrag und entschlossenerem Druck auf die Nahtstellen spielten die Hausherren immer wieder ihre Außen frei, die in Person von Steffen Hahn und Marc Pagalies dann sicher einnetzten. Auch die lange stabile Kölner Deckungsmitte wurde so wieder auseinander gerissen. Marc Tomke und Gorris kamen im Rückraum jetzt ebenfalls wieder zu ihren Möglichkeiten.
Die Gäste blieben trotzdem lange dran, fanden schließlich aber ihren Meister in Marco Banning. Der lange verletzte Kapitän war erst nach 42 Minuten für Nils Ahlendorf zwischen die Pfosten gerückt, parierte beim Stand von 26:24 (45.) und 31:28 (52.) zwei Siebenmeter und nahm noch weitere freie Chancen weg.

Rote Karte für Backhaus
Als Tomke sich einmal mehr vorne durchtankte und mit seinem sechsten Treffer zum 32:28 (55.) traf, war der Weg zum ersten Heimerfolg endgültig geebnet. Dass MTV-Kreisläufer Dennis Backhaus in der Schlussminute nach einem Zweikampf bei Kölner Manndeckung noch die rote Karte sah, tat der Freude über den so wichtigen Sieg keinen Abbruch mehr. Beim Tabellenzweiten TV Korschenbroich kann der MTV nun am Samstag wieder etwas befreiter aufspielen.

Es war gerade nach der Pause ein sehr ordentlicher Offensivauftritt der Dinslakener Handballer gegen Köln. Dementsprechend gute Noten gab’s.
Handball ist natürlich ein Mannschaftssport. Und der Dinslakener Erfolg über den TV Jahn Köln-Wahn war mehr noch als viele andere ein Sieg des gesamten Teams. Wir haben dennoch auch diesmal wieder eine Einzelbewertung vorgenommen.

Nils Ahlendorf: Der Torhüter, bei der Niederlage gegen die HSG Siebengebirge einer der allerbesten Dinslakener, kam diesmal nicht an die Form aus der Vorwoche heran. „Ahli“ hatte in Hälfte eins zwar auch gute Phasen, bekam in der Schlussphase von Hälfte eins und gleich nach der Pause aber kaum noch eine Hand an den Ball. Note 3-

Marco Banning: Der Kapitän kann’s noch. Keeper Banning kam in den letzten 18 Minuten in die Partie und zeigte schnell, dass er in den letzten Monaten nicht zu unrecht schmerzlich vermisst wurde. Seine Siebenmeter-Paraden in Situationen, als Köln wieder ganz nah hätte heranrücken können, waren enorm wichtig. Hinzu kamen noch einige Paraden – auch gegen die Kölner Außenspieler, die zuvor stets sicher getroffen hatten. Note 2

Marc Pagalies: Der Linksaußen war von Beginn an gut im Spiel, hatte kaum Fehlversuche und traf gerade in Hälfte zwei, als immer mehr Bälle den Weg auf den Flügel fanden, nach Belieben – auch aus schwierigerem Winkel. Hinten ein- zweimal ein wenig unaufmerksam. Note 2+
Fabian Gorris: Deutlich stärker als in der Vorwoche, wurde nach nach drei Treffern in den ersten Minuten einige Male geblockt, übernahm aber weiter Verantwortung und erzielte dann auch wieder wichtige Tore. Von der Siebenmetermarke ebenfalls wieder ohne Nerven. Note 2

Marc Tomke: Drehte nach etwas verhaltenerem Beginn auf und ging in Hälfte zwei immer wieder da hin, wo es weh tut. Schuf im Eins-gegen-Eins viele Lücken und setzte sich auch selbst immer wieder erfolgreich durch. Hinten solide. Note 2+

Jonas Höffner: Hatte ein paar schwächere Abschlüsse dabei, arbeitete vorne aber wie Tomke gut für seine Nebenleute. In der Abwehr lange im Mittelblock aktiv, dort mit ein paar Problemen. Note 3-

Steffen Hahn: Seine Offensivleistung in Hälfte zwei hätte die Bestnote verdient gehabt. Sechs sehenswerte Tore gelangen „Rudi“ nach der Pause. Vor dem Wechsel war es nicht so gut gelaufen. Vorne bekam Hahn keine Bälle, hinten leistete er sich übermotiviert zwei unnötige Zeitstrafen, deckte danach vorsichtshalber nur noch auf Außen. Note 2

Dennis Backhaus: Seine rote Karte hatte keine Bedeutung mehr für den Ausgang der Partie. Schuftete hinten und war auch längere Zeit vorne im Einsatz, hatte im Mittelblock aber nicht ganz die gewohnte Präsenz. Gerade wenn Wahn über die zweite Welle und die schnelle Mitte kam, gab es innen größere Lücken. Note 3-

Christoph Enders: Handgelenk und Ellenbogen machten dem Kreisläufer sichtlich zu schaffen. Enders biss aber auf die Zähne, traf zweimal selbst und holte einige Siebenmeter heraus. In der Abwehr lange auf Halb im Einsatz und dort sehr solide. Note 2

Max Reede stand nach seiner Verletzungspause nur für ein paar Minuten auf dem Feld, wirkte beim Kurz-Comeback noch ziemlich unsicher, bleibt aber ebenso ohne Bewertung wie Luca D’ Auria, der nur ein paar Minuten auf Linksaußen agierte und Nils Kruse, der gar nicht zum Einsatz kam.