HANDBALL


Der MTV baut Essen auf

 Dinslakener Handball-Regionalligist hat beim Tusem lange alles im Griff, lässt aber zu viel liegen

 

Fabian Hoffmann konnte nach seiner Einwechslung einige Akzente setzen. Foto: Judith Michaelis / FUNKE Foto Services

Es war ganz sicher nicht die alles entscheidende Szene, aber in jedem Fall eine, die den MTV Rheinwacht auf kuriose Weise zurückwarf. Beim Stand von 26:25 für Gastgeber Tusem Essen II hatte Dinslakens Trainer Marius Timofte elf Minuten vor dem Ende eine Auszeit genommen. Weil sein Spieler Tolga Asci bei Wiederanpfiff jedoch nicht auf der Bank saß, sondern gerade noch mit dem Handtuch den nassen Boden vor ihm wischte, unterbrach die Essener Kampfrichterin erneut. Nach kurzem Austausch mit den Schiedsrichtern gab es wegen Wechselfehlers zwei Minuten für die Gäste und Ballbesitz für Essen, das seine Führung in Überzahl prompt ausbaute. Am Ende kassierte der MTV mit dem 30:34 (17:15) die erste Schlappe nach fünf Partien ohne Niederlage in der Handball-Regionalliga, während die Essener Zweitliga-Reserve ihre makellose Heimbilanz verteidigte.

Dabei sah es am Sonntagnachmittag in der Halle auf der Margarethenhöhe lange Zeit so aus, als könnten die Dinslakener die weiße Tusem-Weste beschmutzen. Dass es am Ende nicht ganz klappte, lag aber gewiss nicht nur an Ascis unglücklicher Zeitstrafe, oder an der ein oder anderen zweifelhaften Entscheidung der Referees in Hälfte zwei, sondern vor allem an einer schwachen Rheinwacht-Chancenverwertung. Die Gäste waren lange Zeit sehr ordentlich aufgetreten, hatten aber insbesondere in Phasen, in denen sie sich vorentscheidend hätten absetzen können, zu viele freie Würfe vergeben. So ließen die Dinslakener die junge und extrem flinke Essener Mannschaft immer wieder zurück ins Spiel finden.

„Wir haben teilweise sehr gut gespielt und die Partie deshalb auch lange diktiert. Aber die Chancenverwertung war letztlich das große Problem“, sagte Timofte, für den hinzukam, „dass wir uns in der Schlussphase zu viel mit den Schiedsrichtern beschäftigt haben, anstatt uns auf unser Spiel zu konzentrieren.“

Der MTV kam sehr gut in die Partie und fand vorne häufig spielerische Lösungen. Obwohl die Gäste auch schon in der Anfangsphase einiges liegen ließen, lagen sie nach einer Viertelstunde noch scheinbar komfortabel mit 11:6 vorne. Der Tusem nutzte dann zwar die ein oder andere Überzahlsituation, um sich wieder heranzukämpfen, doch in Gleichzahl war dann meist wieder Dinslaken das bestimmende Team.

Als Philipp Tuda die Gäste mit 22:19 (39.) in Führung brachte, war die Dinslakener Handball-Welt noch vollkommen in Ordnung. Doch gerade in dieser Phase ließ der MTV von fast allen Positionen, genau wie von der Siebenmetermarke, klarste Gelegenheiten in Serie aus. Die Hausherren zeigten sich hingegen vor allem von den Außenpositionen enorm treffsicher, machten weiter ordentlich Druck und schafften schließlich die Wende.

Beim Stand von 23:23 (45.) sah dann auch mit Maximilian Reede noch ein Dinslakener, der noch für Gefahr aus dem Rückraum hätte sorgen können, nach einem Foul die rote Karte. Eine sehr harte Entscheidung, doch weil Reede zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Zeitstrafen auf dem Konto hatte, hätten auch „Zwei Minuten“ das Spieltagsende für ihn bedeutet.

Weil wenig später dann nicht nur Asci seine Bankstrafe kassierte, sondern kurz darauf auch Fabian Hoffmann nach Foul und anschließendem Protest gleich vier Minuten Platz nehmen musste, stand Rheinwacht kaum noch vollzählig auf dem Parkett. Ein Umstand, den die Essener mit ihrer Sicherheit und ihrem Tempo meist geschickt für sich zu nutzen wussten.

Durch die Niederlage ist der MTV nun auf den elften Platz zurückgefallen, aber auch die Essener auf Rang vier sind im breiten Mittelfeld nur zwei Zähler entfernt. Im nächsten Heimspiel am 3. Dezember gegen den Bergischen HC II kann Rheinwacht wieder klettern.

MTV Rheinwacht: Christmann, Bystron; Kölsch (2), Rosendahl (1), Reede (2), Asci, Hoffmann (5), Tuda (6/3), Höffner (1), Sanders (2), Schriddels (1/1), Krölls (5), Dreier (5).

Timo Kiwitz