Handball

Jakobs ruft den Abstiegskampf aus

Luca D’Auria war im Angriff der treffsicherste Dinslakener Akteur. Markus Joosten FUNKE Foto Services

Handball-Regionalligist MTV Rheinwacht Dinslaken muss in Weiden auch noch auf Christoph Enders verzichten und verliert beim Aufsteiger mit 28:34. Die Deckung ist dabei viel zu löchrig.

Timo Kiwitz

Es riecht nach Bier und Hackbraten im Vorraum der Halle an der Parkstraße, die von den Anhängern des dort beheimateten HC Weiden auch gerne „Hölle West“ genannt wird. Beim jungen Fusionsklub aus Würselen ist es üblich, dass die beiden Trainer nach einer Regionalliga-Partie über Mikrofon ein paar Sätze an die Zuschauer richten, die den Handball-Abend noch mit einem frisch Gezapften ausklingen lassen wollen. Auch Harald Jakobs hat man ein Glas Bier auf den Stehtisch gestellt. Der Trainer des MTV Rheinwacht nimmt nur einen kleinen Schluck und holt dann zur ausführlichen Analyse aus. Dabei fällt auch das Wort, das Jakobs bislang nur umschrieben hat: „Wir befinden uns im Abstiegskampf“, sagt der Dinslakener Coach. Sieben Spieltage sind zwar erst vorbei, doch nach der 28:34 (16:18)-Niederlage beim Aufsteiger aus dem Aachener Raum ist die klare Ansage des Übungsleiters ganz sicher keine voreilige Panikmache mehr.
Ohne Kreisläufer
Der Weidener Moderator ist so nett, mehrmals vom enormen Dinslakener Verletzungspech zu sprechen und Jakobs damit ein Stichwort zu geben. Der MTV-Trainer geht aber kaum darauf ein, obwohl er nun wirklich allen Grund hätte, sich über die personelle Misere in den eigenen Reihen zu beklagen. Zu den Ausfällen von Torwart Marco Banning, Nils Kruse, Philipp Tuda und Dennis Backhaus gesellte sich am Wochenende auch noch Christoph Enders, der die Reise erkrankt nicht mitantreten konnte. So stand der Gast plötzlich ohne etatmäßigen Kreisläufer da. Im Laufe der Begegnung versuchten sich Yannick Pieper aus der Reserve, Deckungsspezialist Robert Jakobs oder Rückraumspieler Marc Tomke auf dieser Position, doch das für Dinslaken so wichtige Spiel über den Kreis war trotzdem fast komplett lahmgelegt.
Das größte Problem an diesem Abend war allerdings die Deckung. Jakobs hatte von Beginn an auf eine Manndeckung gegen Weidens gefährlichsten Werfer Simon Bock gesetzt, doch die Maßnahme fruchtete nicht. Im Spiel „Fünf gegen Fünf“ nutzten die Hausherren immer wieder die großen Lücken in der MTV-Abwehr. Vor allem den quirligen Andreas Micke bekam Rheinwacht lange nicht in den Griff. Micke zog entweder selbst zum Tor oder schuf mit seinen Finten Räume für seine Nebenleute. Fast in jedem Angriff tauchten die HC-Akteure frei vor Keeper Nils Ahlendorf auf. Jakobs versuchte es trotzdem nicht mit einer 6:0-Abwehr. „Ich habe kurz daran gedacht, aber den Gedanken wieder verworfen, weil ich die ganze Zeit geglaubt habe, dass wir das in den Griff bekommen“, erklärte der Coach hinterher.
D’Auria treffsicher
Weil die Gäste in Hälfte eins vorne noch ordentlich spielten und sich vor allem Linksaußen Luca D’Auria treffsicher zeigte, blieb die Partie trotzdem lange offen. Beim 12:9 (18.) führte Weiden zwar erstmals mit drei Toren, doch der MTV blieb dran, auch weil der eingewechselte Mirko Krogmann bis zur Pause noch dreimal aus dem Rückraum traf.
Zur Pause war noch alles drin, aber die Abwehr blieb nach dem Wechsel löchrig, während die Angriffsleistung noch deutlich zurückging. Beim MTV häuften sich die technischen Fehler und Fehlwürfe. Aus dem Rückraum gelang kaum noch etwas. Spätestens beim 29:24 für Weiden (50.) hatte kaum noch einer der rund 40 mitgereisten Fans Hoffnung auf etwas Zählbares. Bis zur Sirene baute der Aufsteiger den Vorsprung sogar noch weiter aus. „Der Gegner war uns da einfach auch in der Körpersprache überlegen“, bedauerte Jakobs. Sein Obmann Heinz Buteweg sah das ähnlich: „Wir waren vorne einfach auch zu statisch, haben keinen Druck gemacht.“
Jetzt kommt Aachen
So wird der Druck nach der dritten Niederlage in Serie immer größer. Am Sonntag muss zu Hause gegen BTB Aachen wieder eine deutliche Leistungssteigerung her, um nicht frühzeitig den Anschluss zu verlieren. Die Aachener hatten den HC Weiden übrigens vor Wochenfrist in dessen „Hölle West“ mit 26:21 besiegt.