Handball

„Gefordert sind wir jetzt alle“
Heinz Buteweg, Obmann beim kriselnden Regionalligisten MTV Dinslaken, sieht sich selbst auch in der Pflicht

Was tun? Heinz Buteweg (l.) und der verletzte Torwart Marco Banning. Jochen Emde

Timo Kiwitz

Viel geredet wurde beim MTV Rheinwacht schon in der vergangenen Woche. Die Dinslakener Regionalliga-Handballer tauschten sich intensiv mit ihrem Trainer aus und setzten sich auch einmal ohne Harald Jakobs zusammen. Ein paar Tage und eine bittere, weil völlig unnötige Niederlage beim TV Rheinbach später, begibt sich Heinz Buteweg auf Spurensuche. Der Obmann des kriselnden Meisters versucht in vielen Einzelgesprächen zu ergründen, woran es tatsächlich hapert. Die Verletztenmisere allein, da ist sich der Abteilungsleiter sicher, kann es nicht sein.

Heinz Buteweg, als sich die Mannschaft Mitte Oktober mit 3:7 Punkten in die Herbstpause verabschiedete, da zeigten Sie sich noch optimistisch, dass es nur ein kurzer Aufenthalt im Keller der Regionalliga werden würde. Wie optimistisch sind Sie heute noch fünf Niederlagen später?

Wenn wir weiter so auftreten wie am Samstag in Rheinbach, dann sehe ich wirklich schwarz. Mit solchen Leistungen gewinnen wir in dieser Liga kein Spiel mehr.

Zur Pause sah es dort ja noch so aus, als hätte der MTV die Partie in den Griff bekommen. Was ist dann passiert?

Ich kann es mir auch nicht wirklich erklären. Fakt ist, dass wir einfach nicht dynamisch genug agieren und viel zu leicht ausrechenbar sind. Dazu hat mir auch einfach die Aggressivität in der Abwehr gefehlt. Rheinbach war auch leicht ausrechenbar. Die haben immer wieder dasselbe gespielt, aber wir haben es denen viel zu leicht gemacht.

Es fehlen natürlich auch immer noch wichtige Leute verletzt.

Wir dürfen es uns nicht so leicht machen und alles damit erklären. Natürlich fehlen Leute wie Philipp Tuda und Nils Kruse, mit denen wir im Rückraum viel variabler agieren könnten. Das war ja auch eine unserer Stärken in der Vorsaison. Hinzu kommt dann, dass manche Leute mangels Alternativen fast oder ganz durchspielen müssen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der ein oder andere Akteur von Beginn an nicht alles reinlegt und versucht, Kräfte zu sparen. Doch dann liegen wir plötzlich deutlich hinten und laufen die ganze Zeit hinterher.

Sie haben ja schon in den vergangenen Wochen versucht, auf die Personalmisere mit Verpflichtungen zu reagieren. Wie sieht es denn damit aus?
Der Markt ist wirklich leergefegt, und man bekommt auch keinen Spieler aus unteren Ligen dazu, mitten in der Saison seine Zelte bei einem Verein abzubrechen.

Und wenn man sich dazu entschließen würde, viel Geld in die Hand zu nehmen?
Auch dann ist es nicht einfach jemanden zu bekommen, der uns weiterhilft und in die Mannschaft passt. Ich hatte schon jemanden aus Serbien an der Angel, doch der Spieler spricht überhaupt kein Deutsch. Das kann nicht passen. Wir haben da ja vor ein paar Jahren auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Ich bleibe da aber auf jeden Fall weiter am Ball. Wir sollten trotzdem auch überlegen, ob wir nicht vereinsintern etwas machen und Leute aus der Reserve hochziehen, auch wenn wir die zweite Mannschaft damit natürlich schwächen würden.

Bei vielen Vereinen stünde nach einer solchen Negativserie auch der Trainer zur Disposition. Sitzt Harald Jakobs denn noch fest im Sattel?
Man muss in unserer Situation grundsätzlich alles in Erwägung ziehen. Aber wir sitzen alle in einem Boot und sind ein Team, auch wenn der Erfolg mal nicht da ist. Abgesehen davon kann ich Harald auch nicht viel vorwerfen. Ich bin ja auch bei jedem Training dabei. Die Spieler müssen einfach besser umsetzen, was der Trainer vorgibt. Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber gefordert sind wir jetzt letztlich alle. Ich selbst sehe mich auch ausdrücklich in der Pflicht etwas zu tun und der Mannschaft vielleicht doch noch mit der ein oder anderen Verstärkung zu helfen.

Am Sonntag um 11.15 Uhr steht nun das letzte Meisterschaftsspiel des Jahres zu Hause gegen den TSV Bonn an. Was erwarten Sie?
Ich erwarte ganz klar eine Reaktion. Wir können nicht nur reden, es müssen jetzt einfach Taten folgen. Keine Frage, in unserer Situation wird das auch ein sehr schwieriges Spiel. Genauso schwer wie die Partien, die im Januar gegen die direkten Konkurrenten Remscheid und Siebengebirge folgen.

Zum Schluss noch einmal zurück zur Ausgangsfrage. Wie stehen denn jetzt die Chancen auf den Klassenerhalt aus ihrer Sicht?
Ich sehe aktuell noch etwas Licht, aber wenn wir nicht aufpassen und so weitermachen wie bisher, dann wird auch das ganz schnell ausgehen.