Handball

Ein Sonnenschein beim MTV Rheinwacht Dinslaken

Sprungkraft, Dynamik, Schnelligkeit: Wael Ben Youssef bringt im linken Rückraum viele Qualitäten ins Spiel des Regionalligisten MTV Rheinwacht Dinslaken ein. Foto: Judith Michaelis / FFS

 

 

Dinslaken.  Wael Ben Youssef fühlt sich beim MTV Rheinwacht Dinslaken wohl. Den schwachen Saisonstart kann sich der Rückraumspieler nur schwer erklären.

Der Blick aus dem Fenster zeigt das für Oktober typische Bild: wolkenverhangener Himmel, Regen, Wind, herbstliche Temperaturen. Es sind diese Momente, in denen Wael Ben Youssef dann doch immer mal wieder von der Sehnsucht nach seiner Heimat gepackt wird. Dann denkt der 25-Jährige an Strand und Meer, an die Sonne und die warmen Temperaturen in seiner Heimatstadt Sousse.

Vor vier Jahren verließ der damals gerade einmal 20-jährige junge Handballer die Hafenstadt am Mittelmeer, drittgrößte Stadt Tunesiens, und kam nach Deutschland. „Die Entscheidung war damals, ob ich in Tunesien einen Vertrag bei einem Verein unterschreibe oder ob ich ein neues Leben in Deutschland beginne, neue Erfahrungen sammle. Ich bin ein Mensch, der sehr selbstständig ist, sehr selbstverantwortlich. Daher wollte ich das machen“, erinnert sich Wael Ben Youssef. Bereut hat er seine Entscheidung nicht, auch wenn er zugibt, dass es „immer mal wieder Phasen gab, in denen ich das in Frage gestellt habe, in denen ich meine Familie und Freunde vermisse.“ Seine Eltern – der Vater ist Lehrer – und der jüngere Bruder leben in Tunesien, seine Schwester lebt und arbeitet seit ihrem Studienabschluss in Paris.

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Geholfen hat ihm in Deutschland der Handballsport: beim Erlernen der neuen Sprache, beim Knüpfen neuer Kontakte, beim Finden neuer Freundschaften, beim Ankommen in der neuen Heimat ganz im Allgemeinen. Erst spät, als 14-Jähriger, entdeckte Wael Ben Youssef den Handball für sich. Eine Lehrerin hatte ihm den schnellen Ballsport empfohlen. „Die Schnelligkeit, der Körperkontakt – das gefällt mir“, sagt der dynamische und sprunggewaltige Rückraumlinke, der seit dem Sommer für den MTV Rheinwacht Dinslaken in der Regionalliga aufläuft.

Trainingsstart am Donnerstag

Trainer Boris Lietz hält große Stücke auf den 25-Jährigen. „Wael hat diese individuelle Klasse, aber eine völlig andere Spielweise. Er bringt sehr viel Dynamik mit hinein“, sagt Lietz, der weiß: „Es kommt darauf an, dass wir uns auf seine Spielweise einstellen, uns da anpassen. Es wäre fatal, wenn Wael sich an die anderen anpassen müsste, denn dann würde diese unheimliche Dynamik ein Stückweit verloren gehen.“ Wael Ben Youssef hält ebenfalls große Stücke auf den MTV-Coach: „Ich finde, unser Trainer macht eine Mega-Arbeit. Er erklärt sehr viel.“

Umso weniger kann sich der sympathische Tunesier den schwachen Saisonstart, den er und seine Teamkollegen (0:6 Punkte) hingelegt haben, erklären: „Das ist für mich ein großes Fragezeichen. Die Spieler in unserer Mannschaft sind alle sehr gut, wir verstehen uns auch alle gut. Wir haben vier Neuzugänge. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns erst als Kollektiv finden müssen. Wir spielen oft eine Halbzeit gut, das reicht aber nicht. Wir müssen 60 Minuten gut spielen.“

Am 31. Oktober gegen die starke HG Remscheid

Am morgigen Donnerstag steigt der MTV Rheinwacht nach der zweiwöchigen Zwangspause, die durch einen Coronafall in der Mannschaft entstanden war, wieder ins Training ein. Am 31. Oktober steht dann das Nachholspiel gegen die starke HG Remscheid auf dem Plan. Wael Ben Youssef glaubt fest daran, dass die Mannschaft noch im Oktober die ersehnte Wende einläuten kann. „Ich habe Remscheid auf Video gesehen. Es ist nicht unmöglich, zu gewinnen. Von dem, was ich gesehen habe, sind wir schneller. Das muss unsere Priorität sein, wir müssen das Tempo nutzen. Bei allen Spielen hatten wir Chancen. Nur wenn wir Fehler gemacht haben, dann hat der Gegner das sofort genutzt. Das müssen wir aus dem Kopf bekommen.“

Der 25-Jährige, der bei seiner Arbeit in einem Kulturzentrum in Düsseldorf noch immer in Kurzarbeit ist, hat sich in den zurückliegenden Wochen Gedanken gemacht, auch über sein eigenes Spiel: „Natürlich versuche ich, mich zu verbessern. Ich versuche im Eins-gegen-Eins schnell zu spielen. Ich muss aber auch einmal von neun, zehn Metern werfen. Da muss mehr kommen. Das ist dann auch für den Gegner schwerer.“