HANDBALL


Michal Gorlas bleibt dran

 Der ehrgeizige Torwart des MTV Dinslaken lässt sich von Widrigkeiten nicht so schnell aus der Bahn werfen

 

Michal Gorlas hat den Werfer im Visier. Bei Abschlüssen aus dem Rückraum kommt es auch immer aus das Zusammenspiel mit der Deckung an. Erwin Pottgiesser FUNKE Foto Services

Marius Timofte ist ein Mann von Prinzipien. Eines davon warf der Trainer des MTV Rheinwacht am vergangenen Samstag kurzerhand über Bord. In den ersten Pflichtspielen hatte der Coach der Dinslakener Regionalliga-Handballer stets nur zwei seiner drei Torhüter in den Spielbericht eintragen lassen, der dritte musste auf die Tribüne. Bislang war das stets Neuzugang Michal Gorlas. Beim TV Korschenbroich standen dann plötzlich doch alle drei Keeper im Aufgebot. „Das kam für mich auch überraschend“, sagt Gorlas, der ebenfalls nicht damit rechnete, dass er plötzlich gegen Ende der ersten Hälfte zwischen den Pfosten stand. Der 20-Jährige war trotzdem sofort da und hatte mit seinen Paraden großen Anteil daran, dass die Gäste die Partie, die letztlich doch mit 26:32 verloren ging, zwischenzeitlich nach hohem Rückstand sogar drehen konnten.

Beim Stand von 7:14 aus Dinslakener Sicht kam der junge Pole rund fünf Minuten vor Ende der ersten Hälfte in die Partie, beim 12:14 wechselten die Teams die Seiten. „Da hatte ich durchaus auch Glück. Ein paar Bälle von Korschenbroich sind an den Pfosten oder die Latte gegangen, als ich nicht so gut stand“, gibt Gorlas zu, der dann aber zu Beginn der zweiten Hälfte noch einige freie Würfe vom Kreis parierte und den starken Eindruck in seinem Pflichtspieldebüt für den MTV damit untermauerte.

Natürlich hätte Gorlas gerne schon früher in der Saison gezeigt, was er drauf hat, doch der Schlussmann, der bereits in den Vorbereitungspartien einige gute Spiele machte, zeigt Verständnis für die Entscheidung des Trainers, erst einmal auf die arrivierten Jan Bystron und Dean Christmann zu setzen: „Weil die beiden natürlich besser mit der Abwehr eingespielt sind, war das die sicherere Option. Daher kann ich das auch voll verstehen.“

Michal Gorlas spricht mittlerweile schon hervorragend Deutsch, muss ab und an vielleicht nur mal etwas länger überlegen, bevor er antwortet. Selbstverständlich ist das nicht, schließlich lebt der junge Handballer noch gar nicht so lange hier, baute sein Abitur wegen der zwischenzeitlichen Corona-Lockdowns sogar noch in Polen.

Von Posen nach Kielce

In seiner Heimatstadt Posen begann der neue MTV-Keeper im Alter von etwa zehn Jahren mit dem Handball. Doch schnell zog es ihn in den Nachwuchs des polnischen Vorzeigeclubs KS Kielce. Mit den D-Junioren des Champions-League-Siegers von 2016 feierte er bereits den nationalen Titel, später folgte noch eine weitere Vizemeisterschaft. „Ich wollte aber unbedingt in Deutschland Handball spielen“, erzählt Gorlas. Seine in Essen wohnende Tante sorgte schließlich für ein Probetraining im Tusem-Unterbau, wenig später wechselte er zu den B-Junioren des Traditionsvereins.

Die Corona-Pandemie machte das Ankommen im fremden Land nicht leichter, auch sportlich wurde der ambitionierte Nachwuchs durch das Virus lange ausgebremst. Doch Gorlas blieb dran, kam über die A-Junioren des Tusem zur SG Schalksmühle/Halver, wo er sich auch zügig einen Platz im Drittliga-Kader des Vereins sicherte und auf hohem Niveau weiterlernen konnte.

Der Pole entschied sich aber auch für ein Informatikstudium in Venlo, und viermal in der Woche von der niederländischen Grenze nach Schalksmühle zu fahren, war keine Option mehr. Und da kam der MTV ins Spiel. „Die 40 Minuten, die ich jetzt zum Training fahre, sind gegenüber der Strecke nach Halver ganz entspannt“, lacht Gorlas.

Sein Studium mit den bestmöglichen Noten abzuschließen sei für ihn jetzt die oberste Priorität. Aber natürlich hofft der Torhüter auch darauf, sich bei Rheinwacht sportlich weiterzuentwickeln, möglichst viel Spielpraxis zu erhalten und „dem Team mit guten Leistungen zu helfen.“

Den Fehlstart seines neuen Vereins beurteilt Michal Gorlas differenziert: „Bis auf das Spiel in Refrath waren wir eigentlich immer dran. Da ist es natürlich schade, dass es noch nicht zu mehr Punkten gereicht hat.“

Der Student schaut aber gerade auch wegen des guten Auftritts in Korschenbroich optimistisch in die nähere Zukunft: „Wenn wir so spielen, wie zu Beginn der zweiten Halbzeit in Korschenbroich, dann können wir sicher gegen jede Mannschaft in der Liga etwas holen.“

Timo Kiwitz