HANDBALL

Der doppelte Ben lässt den MTV jubeln
Handball Wael Ben Youssef und Ben Köß sind die Dinslakener Helden beim 28:27-Erfolg über den Neusser HV

Wael Ben Youssef fiebert mit Tunesien HandballDer Halblinke drückt seinem Heimatland beim Afrika-Cup die Daumen. Zukunft beim MTV ungewiss

Wael Ben Youssef war beim MTV Dinslaken am Samstag der überragende Feldspieler. Arnulf Stoffel FUNKE Foto Services
Timo Kiwitz

Dinslaken Eins vorweg: Dass die Regionalliga-Handballer des MTV Rheinwacht am Samstagabend beim Neusser HV ihren ersten Auswärtssieg feiern durften, war das Resultat einer geschlossenen Teamvorstellung, zu der jeder Dinslakener Akteur, der im Laufe der 60 Minuten auf dem Feld der gegnerischen Ausweich-Halle in Meerbusch-Lank stand, seinen Beitrag leistete. Und doch kannte insbesondere die hochdramatische Schlussphase zwei Helden. Letztlich war es der „doppelte Ben“, der die Gäste und ihren mitgereisten Anhang beim 28:27 (13:13) jubeln ließ. Rückraumspieler Wael Ben Youssef war in den letzten Minuten überhaupt nicht mehr zu stoppen und erzielte mit seinen Treffern sechs, sieben und acht auch die letzten drei Tore für den MTV. In letzter Sekunde hielt dann noch Torhüter Ben Köß den Sieg mit seiner Siebenmeter-Parade gegen den besten NHV-Akteur Daniel Zwarg fest.

Dinslakens Trainer Marco Banning musste hinterher erst einmal durchschnaufen: „Das war nichts für schwache Nerven. Ein Zähler hätte sich für mich irgendwie zu wenig angefühlt. Die Mannschaft hat sich den Sieg auf jeden Fall verdient. Das sind ganz wichtige Punkte für uns“, sagte der erleichterte Coach, „jetzt wollen wir uns auch auf die nächsten Spiele so akribisch vorbereiten und immer schauen, wo unsere Chancen liegen.“
Die Partie begann richtig gut für Rheinwacht, auch weil Keeper Köß direkt im Spiel war. Der Gast startete mit Fabian Hoffmann, Philipp Tuda und Maximilian Reede im Rückraum und lag nach 14 Minuten mit 6:3 in Front. Beide Teams agierten mit viel Tempo, blieben dabei aber keineswegs fehlerfrei. Die junge Neusser Mannschaft zeigte trotzdem, warum sie zum Jahreswechsel überraschend auf einem guten sechsten Platz stand. Ein paar schwache Dinslakener Würfe, dazu ein paar ungenaue Pässe, und die Hausherren waren wieder dran. Es entwickelte sich früh ein richtiger Krimi, in dem das Pendel schließlich Mitte der zweiten Hälfte in Richtung des NHV auszuschlagen schien.
Mehrfach legte Neuss zwei Tore vor, doch die Dinslakener demonstrierten in dieser Phase eindrücklich, was sie aktuell auszeichnet: Großer Kampfgeist, gute Impulse von der Bank und eine starke Defensive.

Beim 25:24 (54.) lag der Gastgeber letztmalig vorne. Der MTV glich aus und legte in der spannenden Schlussphase immer wieder einen Treffer vor. Wobei sich auch eine Entscheidung von Banning als goldrichtig erwies. Der Coach hatte Ben Youssef, auf dem im Rückraum gerade in der zweiten Hälfte große Verantwortung lastete, noch einmal für ein paar Angriffe vom Feld genommen. „Ich wollte, dass er sich noch einmal kurz sammelt und dann die nötige Power für die wichtigen Aktionen hat“, erklärte Banning.

Der Plan ging voll auf. Der Tunesier kam zurück und nutzte seine enorme Sprungkraft, um sein Team aus der zweiten Reihe dreimal hintereinander sehenswert in Führung zu werfen – zum letzten Mal 30 Sekunden vor dem Ende bei drohendem Zeitspiel.

Der Neusser Trainer Christoph Schon nahm sofort seine letzte Auszeit, und mit dem letzten Angriff holten seine Schützlinge über den Kreis tatsächlich noch einmal einen Strafwurf heraus. Den parierte Köß schließlich mit dem linken Bein. Der Rest war Freude pur bei den Dinslakenern, die sich damit im Kampf um den Klassenerhalt eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet haben. Macht der MTV auch in den nächsten Wochen da weiter, wo er nach der Entlassung von Trainer Boris Lietz Anfang Dezember angefangen hat, sollte sich das Thema ohnehin schnell erledigen.