HANDBALL

„Der Charakter ist absolut intakt“
MTV Dinslaken kann nach der Niederlage bei der HSG Siebengebirge für die Oberliga planen

Maximilian Reede traf fünfmal und erzielte damit die meisten Feldtore für den MTV Dinslaken. Thorsten Lindekamp FUNKE Foto Services
Das Jahr 2025 hatte für die Handballer des MTV Rheinwacht noch richtig gut angefangen. Am 12. Januar trotzte der Dinslakener Regionalligist dem damaligen Spitzenreiter TSV Bonn in der heimischen Douvermannhalle einen Punkt ab. Ein Hoffnungsschimmer im Kampf um den Klassenerhalt, zumal, abgesehen von der hohen Hürde Ratingen, in den kommenden Wochen einige als durchaus schlagbar geltende Kontrahenten auf das Team von Marius Timofte warten sollten. Doch einen knappen Monat später ist die leichte Anfangseuphorie längst wieder verschwunden. Seit dem Bonn-Remis ist nichts Zählbares mehr hinzugekommen, und weil der MTV zuletzt auch gegen direkte Konkurrenten wie Haan und am Samstag bei der klaren 26:35 (13:16)-Auswärtsniederlage gegen die HSG Siebengebirge-Thomasberg den Kürzeren zog, ist das rettende Ufer mittlerweile außer Sichtweite.
Nun entwickelt fast jede Handball-Partie ihre eigene Dynamik, die Gründe für Erfolge und Misserfolge sind oft unterschiedlicher Natur. Doch bei den Dinslakenern ist in dieser Saison häufig ein klares Muster zu erkennen. Die Rheinwacht-Sieben zeigt im Angriff grundsätzlich einen ordentlichen und wirkungsvollen Ballvortrag, gerät aber immer wieder durch eine schwache Chancenverwertung ins Hintertreffen. Am Samstagabend am Sonnenhügel in Königswinter-Oberpleis war das nicht anders. „Wir haben es vorne eigentlich wieder richtig gut gemacht und waren auch immer wieder völlig frei durch auf sechs Metern, haben aber insgesamt 14 dieser ganz klaren Würfe vergeben“, ärgerte sich Timofte hinterher, dessen Team gleich vier der fünf zugesprochenen Siebenmeter ausließ.
Ein Umstand, den die im Abstiegskampf bis in die Haarspitzen motivierten und wie erwartet von einer gut gefüllten Halle frenetisch unterstützten Hausherren schnell für sich zu nutzen wussten. Die HSG legte ein schnelles 4:1 (5.) vor und baute die Führung bis zur 22. Minute sogar auf 14:8 aus. Der MTV kämpfte sich bis zur Pause zwar wieder etwas heran und blieb auch nach dem Seitenwechsel noch länger in Reichweite, ließ den Gastgeber aber in der Schlussphase doch noch deutlich davonziehen. Für den Dinslakener spielten dabei auch die Referees eine eher unglückliche Rolle: „Die Schiedsrichter waren überfordert. Sie haben viel zu viel Härte von Siebengebirge zugelassen.“
Zusätzlich bitter für den kleinen Rheinwacht-Kader: Die Adduktorenprobleme von Fabian Hoffmann verschlimmerten sich im Verlauf der Partie, der Rückraumspieler konnte in der zweiten Hälfte nicht mehr eingesetzt werden. Es könnte nun sogar eine längere Pause drohen. Dafür sammelte Bastian Schmidt seine ersten Regionalliga-Minuten. Der Dinslakener Physiotherapeut, der vor einigen Monaten noch selbst in der Reserve von Nachbar HSG Hiesfeld/Aldenrade aktiv war, wurde zwischenzeitlich für Niklas Kölsch auf Linksaußen eingesetzt.
„Grundsätzlich muss ich der Mannschaft wieder ein Lob aussprechen. Sie hat den Kampf unter schwierigen Bedingungen wieder voll angenommen. Der Charakter des Teams ist absolut intakt. Wir werden weiter in jedem Spiel alles versuchen“, erklärte der MTV-Coach. Auch Kapitän Philipp Tuda hatte unlängst versprochen, sich mit seinen Mitstreitern in jedem Spiel weiter voll reinzuhängen. Und trotzdem drängt sich die Frage auf, ob das dünne Dinslakener Aufgebot in einer kraftraubenden Spielzeit mittlerweile nicht körperlich und mental an seine Grenzen stößt.
„Wir haben jetzt auf jeden Fall nichts mehr zu verlieren“, meint Timofte. Das stimmt. Im Hintergrund laufen längst die Planungen für einen Neuaufbau in der Oberliga. Ob den Weg dahin auch Torhüter Jan Bystron und Linksaußen Kölsch mitgehen, hat sich bis dato übrigens noch nicht entschieden. Der künftige Teammanager Marco Banning hofft in den nächsten Tagen – auch in Sachen potenzieller Neuzugänge – auf positive Nachrichten. Bislang haben aus dem aktuellen Kader bekanntlich nur Tuda, Maximilian Reede und Jonas Höffner ihre Zusage gegeben.
MTV Rheinwacht: Christmann, Bystron; Hoffmann (2), Sanders (3), Höffner (1), Tuda (5/1), Krölls (4), Dreier (4), Reede (5), Kölsch (2), Schmidt.
Timo Kiwitz
