HANDBALL

„Andere wären gar nicht mehr angetreten“
Torsten Sanders über seine Zeit beim MTV Rheinwacht und die Vorfreude auf seine baldige Rückkehr zur HSG Wesel

Torsten Sanders hat sich beim MTV in den vergangenen zwei Jahren zu einem gestandenen Regional-Spieler entwickelt. Lindekamp FFS
Den Rahmenterminplan des Handballverbandes Nordrhein kann Torsten Sanders auch nicht so ganz nachvollziehen. „Da hätten wir doch wirklich lieber noch zwei Spiele machen können und hätten dafür dann eine längere Sommerpause“, wundert sich der Linkshänder des Noch-Regionalligisten MTV Rheinwacht. Klingt vernünftig, doch die Realität sieht anders aus. Nach der unglücklichen Niederlage in Refrath am vergangenen Sonntag haben die Dinslakener nun vier Wochen Osterpause, nur um dann vor dem Saisonende noch zweimal aufs Parkett (3. Mai zu Hause gegen BTB Aachen/10. Mai bei der TSV Bonn) zu gehen. Auch theoretisch ist sein Team seit dem letzten Wochenende nicht mehr vor dem sportlichen Abstieg zu retten, „aber wir werden uns trotzdem noch zweimal voll reinhängen“, verspricht Sanders.
Für den 30-Jährigen, der in Wesel aufgewachsen ist und mittlerweile in Hünxe-Drevenack lebt, geht es, wie für viele weitere Spieler, die den Verein nach dieser Saison verlassen, natürlich auch um einen vernünftigen Abschied aus Dinslaken. Gemeinsam mit Fabian Hoffmann zieht es Sanders bekanntlich zurück zur HSG Wesel, die noch in der Verbandsliga spielt, aber künftig mit deutlich verstärktem Kader auch wieder höhere Ziele anpeilen kann. „Ich habe auf jeden Fall Bock auf dieses Projekt in Wesel. Die Truppe ist ja auch im Großen und Ganzen so zusammengeblieben, wie ich sie vor zwei Jahren verlassen habe. Ein Aufstieg ist nie planbar, aber unser Ziel muss es natürlich sein, oben anzugreifen. Vielleicht gibt es dann ja bald auch Derbys mit dem MTV und Hiesfeld in der Oberliga“, meint der Vollblutsportler, der wegen seiner Leichtathletik-Karriere als deutscher Elite-Hochspringer (Bestmarke 2,23 Meter) rund ein Jahrzehnt gar nichts mit Handball zu tun hatte und erst im Sommer 2021 wieder bei der HSG einstieg.
Nur zwei Optionen
Sanders sorgte in Wesel schnell für Furore, geriet ins Blickfeld des großen Nachbarn MTV Rheinwacht und machte unter Marius Timofte auf dem deutlich höheren Niveau der Viertklassigkeit zuletzt noch einmal einen richtig großen Sprung, der offenbar auch andere Regionalligisten auf ihn aufmerksam werden ließ: „Für mich war aber eigentlich immer klar, dass es nur zwei Optionen gibt: Entweder ich gehe zurück nach Wesel, oder ich bleibe in Dinslaken.“
Torsten Sanders hat sich im Dinslakener Team immer sehr wohlgefühlt, doch der halbrechte Rückraumspieler kam in einer Zeit, in der es in der Douvermannhalle schon zu brodeln begann, sich die Kommunikation im Verein immer schwieriger gestaltete und schließlich auch der Kader der „Ersten“ extrem ausgedünnt wurde.
„Andere wären mit diesem Kader wahrscheinlich gar nicht mehr in der Regionalliga angetreten. Dass so eine Saison dann ihren Tribut fordert, merkt man jetzt einfach auch mit den Verletzungen von Fabian Hoffmann, Philipp Tuda und Jonas Höffner. Max Reede hat auch immer wieder Probleme, und ich muss mir fünf von zehn Fingern abtapen, um überhaupt spielen zu können“, sagt Sanders, der auch deshalb sehr froh über die nach der Trennung von Timofte und Heinz Buteweg erfolgte Unterstützung aus der Oberliga-Reserve ist: „Das hilft uns schon sehr, zumal wir jetzt auch wieder vernünftig trainieren können. Grundsätzlich macht es seit einigen Wochen, seit der große Druck so ein bisschen weg ist, auch wieder mehr Spaß“.
In jedem Fall wäre ein Verbleib in Dinslaken für ihn auch zum Thema geworden, wenn sich etwas früher gezeigt hätte, wo die Reise in der Zukunft hingehen soll: „Da hat der Verein aus meiner Sicht etwas zu lange keinen richtigen Plan gehabt. Da ist vieles ins Stocken geraten, und ich bin ja auch nicht der einzige, der sich deshalb für einen Abschied entschieden hat.“ Jetzt merke aber auch er, „dass sich da im Verein etwas ändert. So wie es jetzt läuft, kann das wieder etwas werden“, findet Multitalent Sanders, der im Sommer auch wieder mehr auf dem Rennrad sitzen oder auf dem Tennisplatz stehen will und dem es auch deshalb durchaus entgegen kommt, dass der Aufwand bei der HSG mit nur zwei Trainingseinheiten in der Woche künftig etwas geringer ausfällt.
Die Kontrahenten in der Verbandsliga sollten sich dennoch nicht darauf verlassen, dass der Vorzeigeathlet dann auch nur mit einem Funken weniger Ehrgeiz auf das Spielfeld geht. Für halbe Sachen ist Torsten Sanders nicht gemacht.
Timo Kiwitz
